Im Jahr 2023 wurden in Deutschland trotz schwächelnder Wirtschaft und vieler Unsicherheiten fast 2.500 Start-ups gegründet. Gegenüber dem Vorjahr ist das zwar ein Rückgang von knapp 5 Prozent. Trotzdem sind die Zahlen im Detail ermutigend, wie die aktuelle Ausgabe der Report-Reihe „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland” zeigt. Mit ihr erfassen der Startup-Verband und startupdetector die Gründungsdynamik in Deutschland.
Der Blick in die Zahlen offenbart: Mit 468 Gründungen ist Berlin Spitzenreiter bei den absoluten Gründungen. Die Hauptstadt war in den vergangenen Jahren auch bereits zwei Mal Ziel von speziellen Start-Up-Angeboten des KVD. Spitzenreiter ist Berlin auch mit Blick auf die Einwohnerzahl, hier hatte sich im Vorjahr München auf Platz 1 geschoben. Unter dem Strich gab es in beiden Städten aber weniger Neugründungen als in den vorherigen Jahren, „der Gründungsmotor in den beiden Hotspots stottert also“, wie es beim Startup-Verband heißt. Berlin ist mit einem Rückgang von 7 Prozent, München sogar mit einem Rückgang von 13 Prozent konfrontiert. Hamburg dagegen kann entgegen dem Bundestrend ein Wachstum um 10 Prozent verzeichnen.
Forschungsstarke Ökosysteme auf dem Vormarsch
Auffällig ist den Studien-Autor:innen nach die Dynamik forschungsstarker Gründungsstandorte wie Darmstadt, Karlsruhe oder auch Heidelberg – „hier schlummern Deutschlands große Potenziale“, heißt es. Um deutsche Universitäten entstehen zunehmend innovative Start-ups, die wissenschaftliche Durchbrüche schnell in die unternehmerische Praxis bringen – wovon auch KVD-Mitglieder dank der vielfältigen Kooperationen des KVD im Wissenschaftsumfeld profitieren können. Diese Entwicklung weiter zu stärken, ist aus Sicht der Autor:innen insbesondere mit Blick auf die Rolle Deutschlands als Deep-Tech Standort wichtig.
Auch auffällig aus Sicht der Studien-Initiatoren: Auch wenn in den Großstädten Berlin, München und Hamburg ein Drittel aller deutschen Gründungen stattfinden, ist ihr Anteil seit 2019 kontinuierlich gesunken. Flächenländer wie Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen können 2023 ein breites Wachstum verzeichnen. Das unterstreiche die zunehmende Bedeutung der Regionen jenseits der etablierten Startup-Hotspots, heißt es.
Spitzenreiter Software, schwaches Konsumklima trifft Food & eCommerce
Der Rückgang an Neugründungen zeigt sich in fast allen Branchen, wobei vor allem die Bereiche Food und eCommerce vom schwachen Konsumklima getroffen sind. Dagegen konnte der Software-Bereich gegenüber 2022 um 21 Prozent zulegen – hier erhoffen sich Unternehmen und Kunden offenbar Digitalisierungsschübe und Effizienzgewinne. Bemerkenswert ist zudem der starke Anstieg im Energiesektor, trotz eines komplexen und stark regulierten Marktes bringen Startups hier neuen Schwung für die Energiewende. Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands, ordnet die Entwicklungen entsprechend ein: „Es ist beeindruckend, dass trotz globaler Krisen und zunehmender Unsicherheit fast 2500 Startups in Deutschland gegründet wurden. Der Rückgang zeigt uns aber auch, wie schwierig aktuell das Finanzierungsumfeld ist – vor allem in den kapitalintensiven Hotspots. Deutschland muss gerade jetzt einen stärkeren Gründer- und Unternehmergeist entwickeln. Wenn wir mehr Kapital verfügbar machen und Firmenausgründungen aus der Forschung fördern, wird unsere Volkswirtschaft noch stärker von der innovativen Kraft ihrer Startups profitieren.”
Arnas Bräutigam, Co-Founder startupdetector, sieht die ländlichen Regionen als Gewinner: „Die Fläche gewinnt – in Deutschlands Regionen schlummern große Schätze. Das zeigen die hohen Aktivitäten um forschungsstarke Gründungsstandorte. Aktuell wird jedoch auch die Stärke der Fläche noch zu stark von einzelnen Hotspots wie München in Bayern oder Dresden und Leipzig in Sachsen getrieben. Ländlich geprägte Regionen tun sich hingegen schwer. Also müssen wir regionale Startup-Ökosysteme und Netzwerke effektiv stärken.“
In der ServiceToday haben wir seit dem vergangenen Jahr eine eigene Rubrik zu Start-ups im Heft etabliert: In jeder Ausgabe gibt es News, Interviews und Porträts aus der Start-up-Community. Auf dem KVD Service Congress gibt es außerdem eine eigene Start-up-Area, in der sich Start-ups präsentieren können.
Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer