Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind weiterhin spürbar – das betrifft auch die dynamische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Konkret heißt das: Vor allem Dienstleister und Logistiker sind gefragt: Und: Berufe erleben einen Boom, die vor Corona noch eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Dazu kommt, dass es extreme regionale Unterschiede gibt – eine Herausforderung für Konjunktur- und Fördermaßnahmen, lesen wir aus der Analyse des Bertelsmann Jobmonitors heraus, für die rund 45 Millionen Online-Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis Juni 2023 ausgewertet wurden.
Dienstleistungsberufe haben den klassischen handwerklichen und technischen Berufen, die Dauerabonnenten auf die Spitzenplätze waren, den Rang abgelaufen. Vor allem in Ballungsräumen sehr gefragt sind die Büro- und Sekretariatsfachkräfte. Sie liegen in deutlich weniger Kreisen auf Platz 1, dafür aber in der bundesweiten Betrachtung auf dem Spitzenplatz.
Und klar ist – nicht erst seit Corona – Logistik boomt: In 162 von 401 Kreisen in Deutschland sind die Helfer:innen in der Lagerlogistik der gefragteste Beruf. Ebenfalls flächendeckend auf einem Spitzenplatz sind die Verkäufer:innen, sie stehen in 101 Kreisen ganz oben auf der Wunschliste der Arbeitgeber:innen.
Spannend zu beobachten: Ausgelöst durch den von Corona zusätzlich befeuerten Boom des Onlinehandels und den Aufbau von Logistik-Zentren, sind die Beschäftigten der Lagerlogistik vor allem in den Kreisen des ländlichen Raums gefragt. Seit 2020 steigt der Bedarf an Jobs der Lagerwirtschaft stetig an, vor allem im Bereich der Helfer:innen. In der bundesweiten Auswertung landet der Logistikberuf aktuell auf dem dritten Rang. Verkäufer:innen im Einzelhandel werden besonders in den Kreisen im Norden und Süden Deutschlands gesucht. In der bundesweiten Auswertung hatten sie im Pandemiejahr 2020 sogar die Sekretariats- und Bürofachkräfte vom ersten Platz verdrängt, den diese aber im darauffolgenden Jahr zurückerobert haben. Inzwischen wird jede 42. Online-Stellenanzeige für Büro- und Sekretariatsfachkräfte ausgeschrieben. Das Wachstum im Online-Handel sorgt übrigens auch für eine steigende Nachfrage nach Fachkräften in der Papier- und Verpackungstechnik. In 2019 noch auf Platz 241, lagen sie in 2022 auf Platz 144 und die Tendenz für 2023 ist weiter steigend.
Herausforderungen liegen definitiv in der regional unterschiedlichen Gewichtung – eine relevante beobachtung, die wir im Jobmonitor machen können: Auf Kreisebene landen 17 verschiedene Berufe auf dem ersten Platz. „Darum braucht es auch regionalspezifische Maßnahmen“, sagt auch Gunvald Herdin, Leiter des Jobmonitors, und dem kann man nur zustimmen. Für die Dienstleister im Weiterbildungssektor ist das eine Herausforderung.
Die drei Berufe mit den größten Verlusten zwischen 2019 und 2022 sind Fachkräfte der Mechatronik (-76 Plätze), Werkzeugtechnik (-54 Plätze) und Bankkaufleute (-43 Plätze). Bei vielen Fachkraftberufen haben sich die Arbeitgeber:innen in den vergangenen Jahren eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Der Anteil an Fachkraftstellen ist von 2020 bis 2022 um mehr als vier Prozentpunkte auf etwa 37 Prozent gesunken.
Überraschend ist letztlich noch, dass tatsächlich alle Anforderungsniveaus gesucht werden: „Entgegen der häufigen Ansicht sterben die Helferberufe nicht aus. Stattdessen verändern sie sich im Zuge von Marktentwicklungen und der Digitalisierung kontinuierlich“, sagt Gunvald Herdin. So sind außerhalb der Lagerwirtschaft im ersten Halbjahr Helfer:innen vor allem im Reinigungsgewerbe (Platz 5), im Gastronomieservice (Platz 15) und als Gabelstaplerfahrer:innen (Platz 20) gefragt. Auch zu den meistgesuchten Fachkräften mit Berufsausbildung zählen Fachkräfte in der Lagerwirtschaft (Platz 6), daneben Gesundheits- und Krankenpfleger:innen (Platz 8) und Kraftfahrzeugtechniker:innen (Platz 11), Auf den höheren Anforderungsniveaus sind Spezialist:innen (Meister-, Techniker- und Bachelor-Niveau) in der Unternehmensorganisation (Platz 4), der Buchhaltung (Platz 9) sowie in Werbung und Marketing (Platz 10) gefragt. Expert:innen (Master-Niveau) werden besonders für den Vertrieb (Platz 7) und für die Softwareentwicklung (Platz 13) gesucht.
Das sind natürlich auch spannende Erkenntnisse für uns im KVD: Wir haben mit unserem aktuellen KVD TrendRadar die Digitalisierung von Serviceberufen verstärkt in den Blick genommen. Dabei gehen wir der These nach, dass digitale Assistenten der wichtigste Faktor sind, um den Fachkräftemangel im Service auszugleichen – das schließt an die Erkenntnis von Bertelsmann an, dass Digitalisierung auch Auswirkungen auf Jobprofile und -anforderungen hat. Rund drei Viertel der Befragten stimmen beim KVD TrendRadar „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass digitale Assistenten der wichtigste Faktor sind, um fehlende Fachkräfte im Service auszugleichen. Insbesondere administrative Anfragen, zum Beispiel zum Versandstatus einer Sendung oder zu Produktinformationen, können so auf effiziente Art und Weise beantwortet werden – womit auch hier der Anschluss an die Trendbeobachtungen von Bertelsmann gegeben ist.
Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer