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Der Koalitionsvertrag von SPD und CDU steht – und wird aktuell intensiv diskutiert. Aus der Sicht des technischen Service ist besonders spannend: Der Entwurf sieht eine zentrale Änderung im Arbeitszeitrecht vor. Die tägliche Höchstarbeitszeit soll durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden, im Einklang mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie. Gerade für den technischen Service ergeben sich daraus zahlreiche Vorteile. Aus meiner Sicht ist es auch wichtig, dass sich hier etwas tut, weil so Projekte effizienter umgesetzt, Personal flexibler eingesetzt und Service-Einheiten besser organisiert werden können. Aber: Die Veränderung hin zu einem solchen flexiblen Modell darf nicht dazu führen, dass dadurch Mehrarbeit an den Arbeitnehmer:innen hängen bleibt.

Mit Blick auf den technischen Service sehe ich viele Vorteile zu Aspekten, die wir auch schon intensiv in unseren Anwenderaustauschgruppen diskutieren. Hier klingt häufig der Wunsch zu mehr Flexibilität an, gerade auch, wenn man an längere Einsätze von Service-Technikern vor Ort denkt und hier zum Beispiel auch lange Anfahrten mitberücksichtigen muss. Insofern sind mir fünf Punkte in der Anpassung besonders aufgefallen, in denen der Entwurf des Koalitionsvertrages Antworten auf die Fragen geben, die bei uns im Verband diskutiert werden.

  1.  Bessere Anpassung an Auftragsschwankungen: Wir kennen das von vielen KVD-Mitgliedsunternehmen – technischer Service ist häufig von unvorhersehbaren Einsätzen, Störungen oder saisonalen Schwankungen geprägt. Durch die wöchentliche Betrachtung der Höchstarbeitszeit können Servicekräfte an einem Tag länger arbeiten – etwa bei einem größeren Maschinenausfall – und diese Mehrarbeit an anderen Tagen durch kürzere Einsätze ausgleichen. Das erhöht die Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit des Unternehmens.
  2. Effizientere Einsatzplanung: Immer schlauere Einsatzplanungstools sind das Eine, die Gegebenheiten bei spontanen Einsätzen oder bei Herausforderungen vor Ort das Andere. Die Möglichkeit, Arbeitszeiten über die Woche zu verteilen, erleichtert die Disposition von Serviceteams, insbesondere bei Notfällen oder Großprojekten. So können Engpässe besser abgefedert und Kundenaufträge schneller abgearbeitet werden, was die Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit steigern kann.
  3. Wettbewerbsvorteil und Arbeitsplatzsicherheit: Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen können Betriebs- und Maschinenlaufzeiten verlängern, Durchlaufzeiten verkürzen und auf Auftragsspitzen (oder -flauten) reagieren, ohne sofort zusätzliches Personal einstellen oder entlassen zu müssen. Das sichert Know-how im Betrieb und erhöht die Arbeitsplatzattraktivität für Fachkräfte.
  4. Motivation und Work-Life-Balance: Wo wir schon beim Thema Fachkräfte sind – Beschäftigte profitieren bei einem solchen Modell von mehr Zeitsouveränität. Wer in einer arbeitsintensiven Woche mehr Stunden leistet, kann sich in ruhigeren Phasen mehr Freizeit nehmen. Das kann aus meiner Sicht die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessern – ein Aspekt, der auch im Koalitionsvertrag ausdrücklich betont wird.
  5. Digitalisierung und Bürokratieabbau: Die geplante Pflicht zur elektronischen Zeiterfassung könnte unbürokratisch gestaltet werden, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Digitale Tools erleichtern die Dokumentation und ermöglichen eine transparente, faire Erfassung der Arbeitszeit, ohne die Flexibilität einzuschränken. Hier sehe ich eine Menge Potenzial gerade auch für unsere KVD-Mitgliedsunternehmen.

Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer

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