Aktuell denke ich viel vor allem über ein Thema nach: „Nie wieder ist Jetzt!“ Die vergangenen Wochen haben alle aufgerüttelt. Wachsender Hass, vor allem Fremdenhass, wieder erwachter Antisemitismus, Berichte über konspirative Treffen rechtsextremer und nationalistischer Kreise – das alles ist schwer zu verstehen in einem Jahr 2024, bei dem ich gedacht hätte, dass wir als Gesellschaft schon viel weiter sind. Offener, klüger. Ich erlebe es ja schließlich anders, jeden Tag, wenn wir in Projekten oder Gesprächen im und rund um den KVD stecken. Die Unternehmen sind weltoffen, große Konzerne sind sowieso international ausgerichtet, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen haben sich internationalen Märkten geöffnet. Guter Service kennt keine Grenzen – gut ausgebildete Service-Techniker werden in die ganze Welt ausgesendet, um Maschinen zu warten oder zu reparieren. Remote läuft das über Standorte, die ebenfalls nicht mehr nur regional oder national verteilt sind, sondern international verortet sein können – die Digitalisierung macht’s möglich.
Und die Unternehmen entwickeln sich auch weiter, was Aspekte wie Diversity, Mental Health, Achtsamkeit, Kulturverständnis und -verständigung angeht. Es ist ein Miteinander, vor allem in Teams, die divers aufgestellt sind und in denen jede:r von jede:r profitieren kann – bei unterschiedlichen Altersstrukturen, verschiedenen Nationalitäten und anderen Kulturen. Wir werden darauf noch ausführlicher im kommenden Heft 1/24 unserer ServiceToday eingehen.
„Mit den Augen des Kunden“ heißt unsere digitale Sonderausgabe ServiceToday, welche gerade erschienen ist, und wenn dieser Titel auch aus einer zunächst rein unternehmerischbetrachteten Perspektive gewählt wurde, so ist er doch auch ein Anzeichen dafür, was nicht nur für Wirtschaft, sondern auch für Gesellschaft gilt: eine andere Perspektive einzunehmen, den Blick von einem anderen Standpunkt aus auszurichten und dabei Mehrwerte zu schaffen, die alle voranbringen. Die Welt mit anderen Augen sehen meint auch, zu verstehen, welches Bild andere, uns zunächst fremde Blickwinkel entstehen lassen. Es gilt zu lernen und umzusetzen, was wir daraus erkennen können und was uns vorher möglicherweise fremd oder verborgen geblieben war.
Was ich damit sagen möchte: In unserer aufgeklärten Welt sind wir doch so weit gekommen, dass wir diese Freiheiten nicht gegenüber alten Ressentiments und veralteten Ideologien aufgeben wollen und dürfen. Wir müssen für unser Verständnis von einem geborgenen, solidarischen Miteinander einstehen – und im Zweifelsfall aufstehen, wie es in den letzten Wochen hunderttausende Menschen in Deutschland getan haben.
Natürlich ist es vollkommen richtig, über die aktuelle Lage in unserem Land in einem ständigen Diskurs zu bleiben – hervorzuheben, was gut ist, und anzusprechen, was besser gemacht werden könnte. Wir haben in den letzten 75 Jahren ein Status quo von Demokratie entwickelt, der es uns ermöglicht, offen, kontrovers und konstruktiv in einen Dialog zu treten. Aber wir haben definitiv keinen Platz für Hetze, Fremdenhass, Antisemitismus und Ausgrenzung.
Deswegen war es mir wichtig, an dieser Stelle auch noch einmal persönlich zu unterstreichen, dass es einer klaren Haltung bedarf, damit wir unsere freie, offene Gesellschaft behalten und verteidigen können.
Nie wieder ist Jetzt!
Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer