Die Start-up-Landschaft in Deutschland entwickelt sich trotz wirtschaftlicher Herausforderungen weiter positiv: Im Jahr 2024 wurden 2766 Start-ups gegründet – 11 Prozent mehr als im Vorjahr (2498). Damit ist 2024 das zweitstärkste Gründungsjahr und wird nur durch den Spitzenwert im Corona-Jahr 2021 übertroffen. Der Juli 2024 war mit 287 Gründungen der fünftstärkste Gründungsmonat seit 2019. Das belegen die neuesten Daten aus der Report-Reihe „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland“, die vom Startup-Verband und startupdetector veröffentlicht wurden.
„Start-ups sind zentraler Baustein für mehr Wirtschaftswachstum“
Angesichts eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zeigen die Zahlen, dass Start-ups ein zentraler Baustein für Deutschlands Weg zurück auf den Wachstumspfad sind, heißt es im Report: „Sie bringen neue Ideen schnell auf die Straße und sichern so die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“
Prof. Dr. Helmut Schönenberger, stellv. Vorstandsvorsitzender des Startup-Verbands, erläutert: „Krisenzeiten sind Gründungszeiten. Die aktuellen Zahlen sind ein starkes Signal für den Standort Deutschland. In Krisenzeiten entstehen besonders widerstandsfähige und wettbewerbsstarke Unternehmen. Die künftige Bundesregierung sollte diese Dynamik unterstützen und Startups zur Priorität machen. Deutschland muss zum Magneten für Spitzentalente werden und Technologie-Startups optimale Wachstumsbedingungen bieten.” Diese Position haben wir als ServiceToday-Redaktion bereits im vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen diskutiert.
Software bleibt Zugpferd
Der Software-Sektor boomt weiterhin: Mit 618 Neugründungen im Jahr 2024 entsteht mehr als jedes fünfte neue Startup in diesem Bereich. Startups aus der Software-Branche liefern innovative Lösungen, die Unternehmen in anspruchsvollen Zeiten helfen, ihre Effizienz zu steigern und produktiver zu arbeiten. Dabei beschleunigt die rasante Weiterentwicklung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz die Entwicklung.
„Der Software-Sektor erweist sich erneut als Zugpferd der deutschen Startup-Landschaft“, erläutert Dr. Felix Engelmann, Co-Founder von startupdetector. “Gerade jetzt entwickeln Startups Lösungen, die die gesamte Wirtschaft voranbringen und einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen leisten.“
Auch die Bereiche Bildung (EdTech) und Gaming, die nach dem Corona-Boom 2021 zwei schwierige Jahre hatten, legten wieder zu. Lebensmittelund eCommerce-Startups stabilisieren sich bei den Gründungen, jedoch sind gerade in diesen Sektoren auch vermehrt Insolvenzen zu beobachten. „Die zunehmenden Insolvenzen sind im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nicht überraschend und treffen genau die Branchen, in denen Kunden sparen oder Marktpotenziale überschätzt wurden”, analysiert Engelmann.
Großes Potenzial an forschungsnahen Standorten
Die positive Entwicklung der Gründungen zeigt sich im gesamten Bundesgebiet. Zwar sind die Startup-Hotspots Berlin und München weiterhin die mit Abstand stärksten Standorte – pro Kopf zeigt sich jedoch, dass auch kleinere Hotspots ganz oben mitspielen. Anstiege gibt es vor allem dort, wo Hochschulen und Forschungseinrichtungen das lokale Ökosystem prägen. Deren Bedeutung wird durch die Startup-Dichte eindrucksvoll unterstrichen:
Heidelberg führt die Liste der Gründungen pro Kopf mit 13,5 Gründungen pro 100.000 Einwohner an und profitiert wie München (13,4), Aachen (11,5), Darmstadt (9,1) und Potsdam (8,6) von der Nähe zur Forschung. Im wichtigen Hotspot Berlin (13,2) erholt sich die Gründungsdynamik etwas langsamer als an den anderen führenden Standorten.
Auf regionaler Ebene ist ein großes Stadt-Land-Gefälle erkennbar: 38 Prozent aller Start-ups werden in sechs deutschen Kreisen bzw. kreisfreien Städten gegründet, die 11 Prozent der Bevölkerung stellen. Bayern, Berlin und NRW liegen bei den Bundesländern in absoluten Zahlen weiterhin vorne – einen besonders großen Anstieg um ein Fünftel verzeichnet NRW. Lediglich in Sachsen (77 zu 91 in 2023), Mecklenburg-Vorpommern (15 zu 19) und im Saarland (13 zu 17) sind die Zahlen rückläufig. Abseits der Hotspots sind also noch große Potenziale zu heben: „Wenn es gelingt, diese Dynamik durch gute Gründungsförderung auf immer mehr forschungsstarke Standorte in Deutschland auszuweiten, können zahlreiche neue Start-ups entstehen“, heißt es beim Verband. Das würde den Standort Deutschland vor allem im Bereich DeepTech stärken, einem Sektor, der forschungsnahe Innovationen in die unternehmerische Praxis bringt und in der aktuellen Phase der wirtschaftlichen Transformation enorm an Bedeutung gewinnt.
Zum Report
Der Report „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland“ liefert ein kontinuierliches halbjährliches Monitoring eines der zentralen Erfolgsindikatoren des deutschen Startup-Ökosystems. Grundlage der Reihe sind die von startupdetector erfassten Daten zu Startup-Neugründungen in Deutschland, die auf Handelsregisterdaten beruhen und seit 2019 erhoben werden.
Der Beitrag ist auch in unserer aktuellen digitalen Sonderausgabe der ServiceToday erschienen, welche kostenfrei verfügbar ist.