In einer zunehmend digitalisierten Welt des technischen Service wird ein Aspekt immer mehr zum kritischen Erfolgsfaktor: die IT-Sicherheit. Was lange als Domäne der IT-Abteilung galt, betrifft heute jeden Bereich eines Unternehmens, sozusagen als Querschnittsaufgabe – insbesondere aber den technischen Service und Kundendienst, der immer mehr auf digitale Lösungen, Remote-Zugriff und Datenverarbeitung über Sensoren setzt. Dort, wo Menschen auf Systeme treffen, Daten ausgetauscht und Prozesse digital unterstützt werden, ist die Angriffsfläche für Cyberbedrohungen besonders groß.
Cyberrisiken sind real – und sie betreffen auch Sie
Was dabei erstaunt: Noch immer wird IT-Sicherheit in vielen Unternehmen nicht als strategisches Thema begriffen, sondern als lästige Pflicht. Das ist gefährlich. Denn die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschärft. Ransomware, Phishing, Social Engineering oder gezielte Angriffe auf ERP-Systeme wie SAP sind keine hypothetischen Szenarien mehr – sie sind real, konkret und teuer. Studien zeigen: Über 60 % der deutschen Unternehmen waren bereits Opfer mindestens eines IT-Sicherheitsvorfalls. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Gerade im technischen Service sind die Auswirkungen besonders gravierend. Wenn Servicetechniker:innen keine Informationen mehr abrufen können, wenn Einsatzpläne nicht mehr verfügbar sind oder der Zugriff auf Maschinendaten durch Angreifer blockiert wird, steht nicht nur der Service still – es steht die Beziehung zum Kunden auf dem Spiel. Vertrauen, das über Jahre aufgebaut wurde, kann binnen Stunden zerstört sein.
Cybersecurity beginnt im Kopf – und in der Unternehmensstrategie
Die gute Nachricht: Unternehmen können sich schützen. IT-Sicherheit ist keine Blackbox, sondern ein gestaltbarer Prozess. Voraussetzung ist, dass sie zur Chefsache erklärt wird – und zur strategischen Priorität im Service. Denn IT-Sicherheit ist nicht nur Schutz vor Angriffen. Sie ist ein Enabler für digitale Innovation, für Kundenvertrauen und für nachhaltiges Wachstum.
Wer heute in Cybersecurity investiert, investiert in Wettbewerbsfähigkeit. Die Umsetzung der NIS-2-Richtlinie, die 2025 auf Bundesebene über ein Gesetz in Kraft treten soll, ist hierfür ein starker Treiber: Unternehmen im Bereich kritischer Infrastrukturen – aber auch viele Mittelständler im technischen Service – sind bald gesetzlich verpflichtet, Mindeststandards umzusetzen und umfassende Risikomanagementprozesse nachzuweisen. Das schafft Orientierung und fördert eine Kultur, in der Sicherheit nicht als Hürde, sondern als Qualitätsmerkmal verstanden wird. Und Unternehmen wollen auch etwas tun: 72 % planen, ihr Budget für Cybersecurity zu erhöhen, heißt es im Digital Trust Insights 2025 von pwc: „Die meisten der befragten Unternehmen sind sich der Herausforderungen bewusst und planen bereits entsprechende Investitionen, um Lücken in ihrer Cybersicherheit zu schließen. Das ist der richtige Weg, denn nur so können sie das Vertrauen ihrer Kunden, Partner und Stakeholder nachhaltig stärken“, sagt dazu Grant Waterfall, Cyber Security & Privacy Leader bei PwC Deutschland.
Vom Schutz zur Resilienz: Der Weg zur robusten Organisation

Moderne Cybersecurity denkt weiter als bloßen Schutz. Es geht um Cyberresilienz – also die Fähigkeit eines Unternehmens, auch im Falle eines erfolgreichen Angriffs handlungsfähig zu bleiben. „Die Resilienz gegen Cyberangriffe ist in einer digitalisierten Welt wichtig für die Wehrhaftigkeit unserer freiheitlichen Demokratie als Ganzes. Es lohnt sich also, diese Herausforderung anzunehmen“, schreibt die Bundesministerin des Inneren und für Heimat, Nancy Faeser im Bericht „Die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2024“.
Dazu gehört nicht nur der technische Schutz von IT-Systemen, sondern auch organisatorische und menschliche Maßnahmen: Schulungen, Notfallpläne, klare Verantwortlichkeiten: „Gleichzeitig sollten sich Verantwortliche der Risiken bewusst sein und das eigene Unternehmen systematisch auf Ausnahmesituationen vorbereiten. Eine gute Cyberresilienz ist auf längere Sicht immer noch die beste Investition“, schreibt entsprechend Bodo Meseke, Partner im Bereich Forensic & Integrity Services bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY im Whitepaper „Die Rolle der Cloudnutzung in Unternehmen“.
Gerade der Faktor Mensch ist entscheidend. Die beste Sicherheitsarchitektur ist wirkungslos, wenn Mitarbeitende unachtsam Links anklicken, Passwörter mehrfach verwenden oder nicht erkennen, wenn sie Ziel eines Social-Engineering-Angriffs werden. Die Sensibilisierung der Teams – auch im Außendienst – ist daher ein zentraler Baustein jeder Sicherheitsstrategie.
Zertifizierung, Standards und pragmatische Tools
Wer Strukturen schaffen will, findet heute eine Vielzahl an Hilfsmitteln. Die internationale Norm ISO/IEC 27001 bietet einen etablierten Rahmen für den Aufbau eines Informationssicherheitsmanagementsystems – insbesondere auch im technischen Service. Der IT-Grundschutz des BSI liefert praxistaugliche Handlungsempfehlungen für verschiedene Unternehmensgrößen und Branchen. Und er liefert weiteres Potenzial, wie Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit und Informationstechnik, es beschreibt: „Eines unserer wichtigsten Vorhaben für die kommenden Jahre ist es, die Cybersicherheit in Deutschland messbar zu machen – denn was man messen kann, das kann man auch verbessern.“
Damit wird immer deutlicher: Sicherheit zahlt sich aus. Kunden fragen gezielt nach Zertifizierungen, erwarten sichere Prozesse und prüfen die Resilienz ihrer Dienstleister. „Außerdem werden sie als ein Wettbewerbsvorteil angesehen“, sagt Christoph Straub, Partner bei Roland Berger, „die Wahl der richtigen Grundnorm ist von entscheidender Bedeutung, wenn die Maßnahmen zur Informationssicherheit effizient und rechtzeitig umgesetzt werden sollen.“ Wer hier vorbereitet ist, verschafft sich einen klaren Marktvorteil – und sendet ein starkes Signal an Kunden und Mitarbeitende. Und das will belegt werden – idealerweise mit nachprüfbaren Zahlen.
Sicherheit ist ein Prozess, kein Projekt
Cybersecurity ist kein Projekt, das man einmal „erledigt“ und dann abhakt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess – aber einer, der sich lohnt. Gerade im technischen Service ist Sicherheit ein entscheidender Faktor für Verlässlichkeit, Professionalität und Zukunftsfähigkeit. Wer frühzeitig handelt, schützt nicht nur seine Systeme, sondern auch seine Reputation und Kundenbeziehungen. Es ist an der Zeit, Cybersecurity im Service nicht als Kostenfaktor zu betrachten – sondern als strategischen Erfolgsfaktor.